Haidong Gumdo ist eine koreanische Schwertkampfkunst und bedeutet übersetzt: „Schwertweg des östlichen Meeres.“ Im Gegensatz zu z.B. japanischen Schwertkampfstilen, bei denen der Kampf Mann gegen Mann im Vordergrund steht, beschäftigt sich Haidong Gumdo mit dem Kampf des einzelnen gegen mehrere Gegner.

Während in den Schülergraden mit dem „Mokgum“, dem einfachen Holzschwert trainiert wird und bei Fortgeschrittenen das „Kagum“, das ungeschärfte, ungehärtete Schwert aus Stahl oder Zink-Aluminium-Legierung Anwendung findet, führen Danträger das „Jingum“, ein gehärtetes, scharfes, zweihändiges Schwert.

Abb.1: Koreanisches Jingum

Mit dem „Jingum“ werden u.a. verschiedene Schnitt-Disziplinen ausgeführt, so z.B. das Schneiden dreier fliegender Äpfel (teilweise mit verbundenen Augen) oder der Bambus-Schnitt.

Bei solch einer Bambus-Schnitttechnik erlitt die uns vorliegende Klinge einen Ausbruch aus der Schneide. Das grobkörnige Bruchbild wies darauf hin, das die Schneide zumindest in diesem Bereich überhärtet und spröde und somit bei Belastung bruchanfällig ist. Von einer Durchbruchgefahr der Klinge ist nicht auszugehen, da bei den Klingen koreanischer und japanischer Schwerter nur der Schneidenbereich gehärtet ist, was sich auch durch die deutlich sichtbare Härtelinie abzeichnet.

Abb.2: Ausbruch bei ca. 1/3 der Schneide

Das von anderer Stelle zur Problembehebung vorgeschlagene Ausschleifen der Bruchstelle kam für unseren Kunden optisch nicht in Frage und so wurden wir gebeten, dem Schwert wieder seine Form zurückzugeben. Außerdem sollten die durch Gebrauch matt gewordenen Metallelemente des Griffes gepflegt werden und die Klinge wieder die nötige Schärfe erhalten. Ein Aufpolieren der Patina war also explizit erwünscht.

Abb. 3: Nahaufnahme des grobkörnigen Ausbruches

Um den Bruch zu füllen und die Kerbwirkung zu minimieren, wurde die Fehlstelle in einem sauberen Radius ausgeschliffen.

Abb. 4: Ausgeschliffener Radius

Ein passendes Füllstuck aus Federstahl wurde mit Übermaß eingepasst und mit 2K-Spezialklebstoff für höchste Belastungen eingeklebt. Wesentlich für den Erfolg der Verbindung war die penible Oberflächenvorbereitung der Klebstelle und die exakte Positionierung des doch recht kleinen Bauteiles.

Anschließend wurde die ergänzte Stelle mit verschiedenen Handschleifsteinen angeglichen. Das gesamte Schwert wurde gereinigt und poliert, die schon recht stumpfe Schneide wurde von Hand geschärft und abgezogen.

Abb. 5: Ergänzte, polierte und geschärfte Klinge
Abb. 6: Klingenzwinge und Stichblatt
Abb. 7: Das überarbeitete Jingum mit Gumjip (Schwert mit Scheide)

Man sieht die Ausbesserung. Auf den zweiten Blick. Aber genau das ist erwünscht. Denn Restaurieren heißt nicht neu machen…