Am Dienstag, 28.06.2022 um 18:00 werden im Rahmen der Online-Gespräche des Restaurator im Handwerk e.V. die Konservierungs- und Rekonstruktionsarbeiten am Kristallthron Ludwigs II. aus der Venusgrotte von Schloss Linderhof vorgestellt. Referenten sind Masterrestauratorin Veronika Lauber und Restaurator im Handwerk Johannes Pilz.
Im nachfolgenden Fachbeitrag in der Fachzeitschrift „Restaurator im Handwerk“ wird die Konservierungs- und Rekonstrutionsmaßnahme am Kristallthron Ludwigs II. aus der Venusgrotte von Schloß Linderhof geschildert, bei der wir mit der Masterrestauratorin Veronika Lauber zusammenarbeiten durften.
Haidong Gumdo ist eine koreanische Schwertkampfkunst und bedeutet übersetzt: „Schwertweg des östlichen Meeres.“ Im Gegensatz zu z.B. japanischen Schwertkampfstilen, bei denen der Kampf Mann gegen Mann im Vordergrund steht, beschäftigt sich Haidong Gumdo mit dem Kampf des einzelnen gegen mehrere Gegner.
Während in den Schülergraden mit dem „Mokgum“, dem einfachen Holzschwert trainiert wird und bei Fortgeschrittenen das „Kagum“, das ungeschärfte, ungehärtete Schwert aus Stahl oder Zink-Aluminium-Legierung Anwendung findet, führen Danträger das „Jingum“, ein gehärtetes, scharfes, zweihändiges Schwert.
Abb.1: Koreanisches Jingum
Mit dem „Jingum“ werden u.a. verschiedene Schnitt-Disziplinen ausgeführt, so z.B. das Schneiden dreier fliegender Äpfel (teilweise mit verbundenen Augen) oder der Bambus-Schnitt.
Bei solch einer Bambus-Schnitttechnik erlitt die uns vorliegende Klinge einen Ausbruch aus der Schneide. Das grobkörnige Bruchbild wies darauf hin, das die Schneide zumindest in diesem Bereich überhärtet und spröde und somit bei Belastung bruchanfällig ist. Von einer Durchbruchgefahr der Klinge ist nicht auszugehen, da bei den Klingen koreanischer und japanischer Schwerter nur der Schneidenbereich gehärtet ist, was sich auch durch die deutlich sichtbare Härtelinie abzeichnet.
Abb.2: Ausbruch bei ca. 1/3 der Schneide
Das von anderer Stelle zur Problembehebung vorgeschlagene Ausschleifen der Bruchstelle kam für unseren Kunden optisch nicht in Frage und so wurden wir gebeten, dem Schwert wieder seine Form zurückzugeben. Außerdem sollten die durch Gebrauch matt gewordenen Metallelemente des Griffes gepflegt werden und die Klinge wieder die nötige Schärfe erhalten. Ein Aufpolieren der Patina war also explizit erwünscht.
Abb. 3: Nahaufnahme des grobkörnigen Ausbruches
Um den Bruch zu füllen und die Kerbwirkung zu minimieren, wurde die Fehlstelle in einem sauberen Radius ausgeschliffen.
Abb. 4: Ausgeschliffener Radius
Ein passendes Füllstuck aus Federstahl wurde mit Übermaß eingepasst und mit 2K-Spezialklebstoff für höchste Belastungen eingeklebt. Wesentlich für den Erfolg der Verbindung war die penible Oberflächenvorbereitung der Klebstelle und die exakte Positionierung des doch recht kleinen Bauteiles.
Anschließend wurde die ergänzte Stelle mit verschiedenen Handschleifsteinen angeglichen. Das gesamte Schwert wurde gereinigt und poliert, die schon recht stumpfe Schneide wurde von Hand geschärft und abgezogen.
Abb. 5: Ergänzte, polierte und geschärfte KlingeAbb. 6: Klingenzwinge und StichblattAbb. 7: Das überarbeitete Jingum mit Gumjip (Schwert mit Scheide)
Man sieht die Ausbesserung. Auf den zweiten Blick. Aber genau das ist erwünscht. Denn Restaurieren heißt nicht neu machen…
Der BW-Verlag Nürnberg erstellte in unseren Räumen das neue Bildmaterial für BERUFENET, um unsere Tätigkeit auf dem Berufsinformationsportal der Bundesagentur für Arbeit anschaulich darstellen zu können.
Anna Tränkler zeigt verschiedene Arbeitsbereiche einer Restauratorin im Metallbauerhandwerk.
Die Skulptur „Enfant victorieux“ von Auguste Moreau, angefertigt vermutlich in der 2.Hälfte des 19.Jh., verlor bei einem Sturz den rechten Arm und den linken Flügel. Die Figur wurde als Zinkguss angefertigt. Nähere Informationen zu Herkunft und Herstellungszeitraum liegen nicht vor.
Skulptur mit verlorenem Arm und FlügelSignatur
Aufgabenstellung war nun, Arm und Flügel unter geringstmöglicher Beeinträchtigung der Substanz wieder anzubringen.
An den Bruchstellen hatte sich das angrenzende Material verformt und zudem Haarrisse bekommen. Schon die behutsamsten Bemühungen, die Verformungen auszurichten, ließen erahnen, dass die Risse im Material nur größer würden. Daher wurde auf eine exakte Rückformung verzichtet. Allerdings bewegten sich die Maßabweichungen im Bereich von Millimeterbruchteilen.
Nach einer Reinigung und Vorbehandlung der Bruchstellen konnten die verlorenen Teile mit einem zweikomponentigen Spezialklebstoff wieder angebracht werden.
Bruchstelle Flügel mit sichtbaren HaarrissenBruchstelle Arm
Anschließend wurden die metallsichtigen Bruchkanten zurückhaltend retuschiert. Die Bruchstellen bleiben auf Kundenwunsch als Geschichtsspuren sichtbar.
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